Bericht vom Konzert mit Sefora Nelson
Von Lothar Schwandt

„Von Rotlichtviertel bis Bundestag“
„Künstlerin Sefora Nelson singt und erzählt in Crailsheim über tiefe Täler, ihren deutsch-italienischen Alltag und die Kehrwoche. Sie ist bereits an vielen unterschiedlichen Orten aufgetreten.“
… so der Titel des Berichts von Lothar Schwandt im Hohenloher Tagblatt vom 18. Februar 2020
Es muss schon besondere Gründe geben,
wenn das Konzert am Samstagabend mit Sefora Nelson in der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde schon Wochen zuvor ausverkauft war. Einer davon ist sicherlich der hohe Bekanntheitsgrad der Künstlerin durch ihr Liedgut mit acht Solo-Alben und ihre Biografie. Ein weiterer aber auch ihre Ausstrahlung auf der Bühne als Multitalent durch ihre Stimme und Botschaft. Ganz in weiß mit glitzerndem Umhang tritt sie auf, auch optisch ein Hingucker mit einem kecken Hütchen auf dem Kopf, ihrem derzeitigen Markenzeichen.
„Denn du bist bei mir“,
diese Worte aus Psalm 23 und zugleich der Titel ihres gleichnamigen Buches zogen sich als roter Faden durch diesen Konzertabend, der geprägt war durch ihre eigenen Vertonungen mancher Erfahrungen, die sie mit diesem Bibeltext verbindet, einschließlich der tiefen Täler, über die sie in Wort und Liedern auch bereitwillig Auskunft gibt. Dazwischen gab es ganz persönliche und zugleich sehr witzige Überleitungen, die auch den persönlichen Alltag der Sängerin nicht aussparen, im Gegenteil. „Bei uns isch italienisch und deutsch gmischt“, berichtet die Deutsch-Italienerin in fröhlichem Schwäbisch über ihre Familiensituation, das abendliche Zu-Bett-gehen der Kinder und deren Wünsche nach einem Mezzo-Mix oder Chips, die sie erzieherisch herausfordern. „Samschdags putze mir derhoim, Treppe rauf und runter, so wie alle in Backnang“, verrät sie etwas über die Kehrwoche der Familie Nelson und streut dabei ganz zwanglos ein: „Kannsch du dir eigentlich vorstellen, dass Gott dir so viel geben will? Und trotzdem können wir nie genug kriegen, egal was wir uns anschaffen!“ Und spätestens hier ist die studierte Sängerin und Theologin bei ihrer ureigenen Sache – nämlich ihrem Glauben. Sehr persönlich spricht sie darüber, dass „er immer da ist und Gott uns noch mehr geben will, nämlich Erfüllung“, was sie am Piano dezent unterstreicht, selten in langen Tonfolgen, sondern mehr in melodiösen Anklängen und durchweg sehr nuanciert.
Über ein solches Tal
spricht Sefora Nelson dann länger – die Zeit des Verlustes ihrer Stimme. Dass sie eine Woche geschwiegen, gebetet und geweint hat, gehört dazu, und die Erfahrung, dass „wir im Tal Gottes Stimme besser hören“. Dann sagt sie noch: „Wir kommen aus den Tälern anders raus als wir hineingegangen sind“, und bekräftigt dies im Lied „Sei du der Mittelpunkt in meinem Herzen“, das sie mit dem Publikum zusammen singt. Für die Sinne ist das, und balladenhaft sind die meisten ihrer Lieder dieses Abends. Wie auch Ihr eigenes sehr gefühlvolles Lied „Lege deine Sorgen nieder“, das ihre Haltung zu widerwärtigen Umständen ausdrückt, und inzwischen weite Verbreitung im kirchlichen Liedgut gefunden hat. Irgendwann schneidet die Sängerin damit auch das Thema Gebet an: „Wenn Afrikaner beten, können mir Schwoabe eipacke“. Dann erhält das Gebet seinen Raum, und zur Abwechslung begleitet sie auf der Ukulele das gesprochene Vaterunser, ganz ungezwungen und trotzdem voller Überzeugungskraft.
Am Rande lässt Nelson anklingen,
für welche Menschen ihr Herz besonders schlägt. Im Juni tritt sie in der Ostseeregion auf, „wo sich manchmal nur zwanzig oder dreißig Leute“ zu ihren Konzerten einfinden, während die nächsten hierzulande ihr festes Publikum haben. Aber auch im Rotlichtviertel ist sie schon aufgetreten, als Mitglied im Kuratorium des Hoffnungshauses Stuttgart und im EU-Parlament in Brüssel beim Europäischen Gebetsfrühstück. „Demnächst in Berlin habe ich auch beim Bundestag eine Einladung. Die Politiker, die oft Härte zeigen müssen, mal ganz anders anzusprechen und ihre Gefühlsebene zu erreichen, darauf bin ich gespannt“, freut sie sich schon darauf.
Nach dem Dank
an die gastgebende Gemeinde beschließen noch zwei Zugaben den Abend: Eine davon sang sie im Stehen mit eingespielter Instrumentalbegleitung, was ihre Stimmkraft nochmals erhöhte und „Segen für deinen neuen Weg“. Wie im Flug vergingen die zwei Stunden, und viele Besucher umringten anschließend die Künstlerin, sprachen mit ihr und ließen sich noch Autogramme geben.
von Lothar Schwandt (Bericht und Fotos)
